Hintergründe erkennen
Genogramm

STAMMBAUM – GENOGRAMMARBEIT

Denn ich, der Herr, Dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetaten der Väter heimsucht bis ins Dritte und Vierte Glied an den Kindern.

2. Mose 20,5

 Jeder von uns ist von Geburt an in ein Koordinatensystem mit festen Strukturen eingebunden, unsere Familie. Die Darstellung der Familienstruktur, ist der Stammbaum. Wir finden in der Bibel mit Adam und Eva und deren Kindern, eine erste Aufzeichnung davon. Kein Geschichtsbuch kommt ohne Ahnen-tafeln, keine Familiensaga ohne Stammbaum aus. Er zeichnet Namen, Daten und Verbindungen auf. Fügt man weitere Informationen hinzu, spricht man von einem Genogramm. Es ist die älteste Form systemischer Arbeit.

 Ziel der Genogrammerstellung ist es, mit eindeutigen grafischen und Farbsymbolen eine höchstmög-liche Aussage zu erreichen. Damit lässt sich ein komplexes Familiensystem auf einem Blatt über-sichtlich darstellen und mit einem Blick überschauen, in der Regel über mindestens die letzten drei Generationen (bis Großeltern). 

Das Genogramm ermöglicht sehr rasch einen tiefen Einblick in die Geschichte und das Wesen des Menschen und bietet einen fast direkten Zugang zu komplexem, emotional besetztem Familien-schicksalen. Diese haben “unbewusste” Auswirkungen auf unser Leben. Durch das Erkennen der eigenen Verstrickungen können wir uns von alten familiären Mustern lösen.

 Die geerbten Verhaltens- oder Denkmuster unserer Ahnenlinie prägen unser Leben positiv wie negativ. Je nach Persönlichkeitsstruktur gehen wir bzw. unsere Eltern mit ihrer genetischen „Mitgift“ ganz unterschiedlich um. Über unsere Erbanlagen werden die Ressourcen unserer väterlichen und mütterlichen Linie hinterlegt. Wenn wir jedoch unsere Eltern ablehnen, ob bewusst oder unbewusst, versperren wir uns zugleich deren genetischen Potentialen. Deshalb ist – familiensystemisch – gesehen, die möglichst bedingungslose Annahme beider Elternteile wichtig für unsere Gesundheit, unseren Erfolg und unsere geistig-seelische Entwicklung. Das bedeutet nicht, dass wir alles gut finden müssen, was unsere Eltern getan oder wie sie sich uns gegenüber verhalten haben, sondern dass wir unsere kindlichen Verletzungen eigenverantwortlich aufarbeiten und damit heilen.

So wie wir unsere Verhaltensmuster von unseren Eltern erlernt und übernommen haben, sind wir alle gemeinsam das Resultat der emotionalen Programme unseres Familiensystems. Das heißt, meine Ahnen sind in uns immer lebendig, im Guten wie im weniger Guten. Diese Betrachtungsweise ist für viele Menschen neu, da wir meist über die persönliche Ebene nicht hinausdenken.  Der Eine wird, weil er eine hohe Ich-Stärke hat, übernommene aber vielleicht leidvolle Programme wegdrücken, der andere vielleicht gegenteilige Muster leben. Es kostet allerdings sehr viel Energie, die Programme von Vater und Mutter weg- bzw. zu unterdrücken. Häufig findet das in Form von Ablehnung „so wie meine Eltern werde ich nicht“ oder „ich mach es mal besser“, statt. Verdrängung mag in jungen Jahren noch gelingen. Spätestens in der Mitte unseres Lebens, reichen die vitalen Energien nicht mehr aus, um die Verdrängung aufrecht zu halten. Für viele Menschen ist es dann der Zeitpunkt in der sie sich auf den Weg machen., z.B. sich in psychotherapeutische Behandlung begeben. Sie erkennen, dass sie in ihrem Leben etwas verändern müssen um z. B aus der Burn-Out Spirale auszusteigen oder anderen psychischen oder körperlichen Symptomen. Viele wissen nicht um deren Zusammenhänge. Eine Vogel-Strauß-Taktik wird jedoch auf lange Sicht nicht in die Freiheit führen.

Der Andere mit einer schwach ausgeprägten Ich-Struktur erlebt die belastenden Programme aus seiner Familie schon sehr viel früher, für ihn ist es die gefühlte Normalität, als ob diese zu ihm gehören. Er kann häufig die eigenen nicht von den übernommenen Gefühlen unterscheiden und leidet. Es zeigt sich meist durch eine gefühlte Schwere, unerklärlichen Schmerz, psychosomatische Symptome, Sucht u.v.m. Er sucht häufig schon in jungen Jahren nach therapeutischer Unterstützung oder kapituliert vor der Flut der Probleme hält das Leben nur mit Sucht oder Psychopharmaka aus.

Beide Gruppen stellen sich vielleicht irgendwann die Frage: „Wie kann ich das verändern?“ Und so beginnt die Suche nach Entlastung, Auflösung und Heilung der Befindlichkeiten. Erst wenn du dir diese Fragen stellst und Antworten darauf erhältst, kannst du dich Schritt für Schritt aus dem „Opferland“ heraus bewegen auf dem Weg zur inneren Freiheit. Dieser Weg fordert von dir das Hinzuschauen und verstehen Deiner familiären Landkarte und die dazu gehörenden Glaubenssätze bzw. Überzeugungen aufzulösen.